Haruki Murakami „Die unheimliche Bibliothek“ und der wahre Zugang

Hurra – ein neuer Murakami! So denken viele, die seit dem dreiteiligen 1Q84, mystischerweise in 2 Bänden erschienenden, Werk.

Doch eigentlich wird man nur vertröstet. Murakamis „Die unheimliche Bibliothek“ erschien in Japan bereits 2005 und breitet sich auf nur 64 S. aus, wobei nur 39 S. mit Text gefüllt sind, die anderen Seiten sind von Kat Menschik in meinen Augen wunderbar illustriert. Beinah könnte das Buch als Graphic Novel durchgehen. Das nächste Buch von Murakami könnte frei übersetzt „Der farblose Tsukuru Tasaki und seine Pilgerjahre“ heißen und kommt für uns erst im Frühjahr 2014. Aber selbst der Titel steht noch nicht fest.

Zurück zum Buch. Ein Junge besucht eine Stadtbibliothek und wird von arg grimmigen Bibliothekar (männlich !) in die Katakomben der Bibliothek geführt und dort eingeschlossen. Ab hier wird es, typisch Murakami, kafkaesk und mystisch. Der bereits durch frühere Romane bekannte Schafsmann  taucht wieder auf und auch andere Figuren bewegen sich irgendwo zwischen Fabel und Realität. Mehr möchte ich eigentlich nicht verraten bei dieser Kurzgeschichte. Doch einige Zitate seien mir erlaubt, denn hier schlägt das bibliothekarische Herz einfach höher:

„Ehrlich gesagt wird man dir den Kopf absägen. Und dann das Gehirn aussaugen.“ Ich war so erschroecken, dass ich eine Zeit lang gar nichts sagte. „Ist es der alte Mann, der mir das Gehirn aussaugt?“, stieß ich endlich hervor. „So ist es“, sagte der Schafsmann mit sichtlicher Mühe.

„Weil mit Wissen vollgestopfte Gehirne angeblich  sehr delikat und reichhaltig sind. Und >sämig< oder so.“ “ Also saugt er es aus, nachdem ich es einen Monat lang mit Wissen gemästet habe?“

„Ja, aber das machen doch alle Bibliotheken. Mehr oder weniger.“

Murakami

Bei einem anderen Textabschnitt bin ich jedoch ganz klar der Meinung, dass diese Szene in der Stadtbibliothek Salzgitter spielen muss:

„Bereits zu Anfang schwirrte der Junge der Kopf. Wie konnte es sein, dass sich unter der Stadtbücherei ein so weitläufiges Kellerlabyrinth befand? Eigentlich hatten die Bibliotheken doch immer so wenig Geld, dass es keinen Spielraum für auch nur das winzigste Labyrinth hätte geben dürfen.“

Jaja, ihr denkt, die Phantasie geht wieder mit ihm durch. Hier ist der Beweis. Diese Tür befindet sich in der Näher der Toilettenräume. Und es steht nichts dran:

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…so, dann mach ich mal auf…

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…ja, ja, geht schon mal rein…

IMG-20131017-00243…tiefer, es geht noch tiefer…

IMG-20131017-00244…ja, ja (freudloses Kichern), geht ruhig weiter…

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…und jetzt noch dahinten ins dunkle Eck. Ach, ihr habt schon die Orientierung verloren (kehehe)…

IMG-20131017-00246…und jetzt müsst ihr nur doch durch diese kleine Tür…..

So und nun, wo wir so ganz alleine unter uns sind, verrate ich ein kleines Geheimnis. Beim Beginn von Murakamis Text habe ich doch glatt an „Die Stadt der träumenden Bücher“ von Walter Moers denken müssen. Dieses Buch erschien immerhin ein Jahr früher als Murakamis Kurzgeschichte. Und es ist auch nicht das erste Mal, das Murakami einen Jungen in eine Bibliothek schickt. Deshalb auch das Déjà-vu mit seinem Roman „Kafka am Strand“, über weches ich schon einmal bloggte: https://stadtbibliotheksalzgitter.wordpress.com/2012/08/26/heute-mal-nichts-neues-fertig/

ScG – Gerald Schleiwies

2 Antworten zu “Haruki Murakami „Die unheimliche Bibliothek“ und der wahre Zugang

  1. Hallo Herr Schleiwies!
    Sehr schön!!! Ja, hinter dieser kleinen blauen Tür im letzten Foto wird es erst so richtig gruselig, optimal einsatzbar für Lesenächte zu Halloween.
    Viele Grüße
    Rolf-Ingo Behnke

  2. Pingback: “Die unheimliche Bibliothek” saugt Dein Gehirn aus | die Stadtbibliothek Köln bloggt

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